STÖRUNGEN DER SATZVERARBEITUNG
Bei vielen Formen von Aphasie ist die Satzverarbeitung beeinträchtigt. Agrammatismus und Paragrammatismus sind zwei typische Erscheinungsformen von aphasischen Störungen der Satzverarbeitung.
In der Aphasietherapie werden Einschränkungen der Satzverarbeitung häufig mit einem semantischen Ansatz behandelt. Dabei wird - meistens mit Bildunterstützung - die Prädikat-Argumentstruktur eines Satzes erarbeitet und in die Oberflächenstruktur des Satzes übersetzt (Mann, Kind, rufen > Der Mann ruft das Kind).
Dieser semantische Ansatz hat jedoch den Nachteil, dass er nicht an den Ursachen von aphasischen Störungen der Satzverarbeitung ansetzt. Diese sind nämlich nicht in der Satzsemantik, sondern in einer Beeinträchtigung der Verarbeitung der morphosyntaktischen Struktur von Sätzen zu suchen. Patienten mit Agrammatismus haben nur dann Probleme mit der Satzsemantik, wenn diese von der Syntax und Morphologie des Satzes abhängt: z.B. von der Passivform des Verbs oder von der nicht-kanonischen Objekt-Verb-Subjekt-Wortordnung in Objektfragen.
Der Therapieband Komplexe Sätze beinhaltet Therapiematerial, das die morphosyntaktische Verarbeitung von Sätzen adressiert und damit an der Ursache von aphasischen Störungen der Satzverarbeitung ansetzt. Der Band enthält Schritt-für-Schritt-Anleitungen zur Ableitung von morphosyntaktisch komplexen Sätzen aus zugrundeliegenden einfachen Sätzen mit Hilfe von Handlungsabbildungen und Wortkarten.
Therapie von Störungen der Satzverarbeitung: Komplexe Sätze
Dazu passende Diagnostik: Sätze verstehen
WITZE
Witze sind besondere Texte.Sie sind dadurch charakterisiert, dass bei ihrer Verarbeitung ein aus Weltwissen abgeleitetes Situationsmodell zunächst aufgebaut und dann wieder revidiert wird. Zum Beispiel wird in dem folgenden Witz das Situationsmodell „Männer unterhalten sich über Autos“ revidiert:
Richard zu Heiko, der sein Auto schiebt: „Na, springt er wieder mal nicht an? Sind bestimmt die Zündkerzen!“ Heiko: „Das kann nicht sein, die habe ich gestern alle rausgenommen.“
Richard glaubt, dass sich alle Männer – also auch Heiko – mit Autotechnik auskennen. Durch die Pointe stellt sich aber heraus, dass Heiko keine Ahnung von Autos hat.
Man kann Witze nur witzig finden, wenn man dazu in der Lage ist, bei der Textverarbeitung aus Weltwissen abgeleitete Situationsmodelle aufzubauen, d.h. wenn man über sprachpragmatische Kompetenz verfügt. Witze sind daher für Patienten mit sprachpragmatischen Problemen besonders schwer zu verstehen. Aus dem gleichen Grund eignet sich die Textform Witze besonders gut zur Therapie solcher Störungen.
Der Therapieband Spass beiseite? beinhaltet Textmaterial mit Witzen, das im Rahmen von Studien zu Textverständnisproblemen von hirngeschädigten PatientInnen mit und ohne Aphasie am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig entwickelt wurde. Er eignet sich zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit sprachpragmatischen Problemen wie auch für die Behandlung von aphasischen Störungen der Textrezeption.
NOMINA KOMPOSITA
Obwohl Nomina Komposita nicht besonders alltagsrelevant zu sein scheinen (außer vielleicht für Donaudampfschiffahrtskapitäne), bilden sie doch eine wichtige Stimulusklasse für die
Aphasietherapie. Der Grund liegt darin, dass Nomina Komposita sowohl Eigenschaften von Wörtern als auch von Sätzen haben. Einerseits verhalten sich Nomina Komposita wie Wörter, andererseits sind
sie wie Sätze aus Wortbestandteilen zusammengesetzt. Auf Grund dieser Zwischenstellung zwischen Wörtern und Sätzen sind Nomina Komposita in besonderer Weise geeignet für die Behandlung von
Aphasiepatienten, für die eine Arbeit auf der Wortebene schon möglich aber eine Therapie auf der Satzebene noch zu schwierig ist.
Therapiematerial mit Nomina Komposita: Störungen der Verarbeitung von Nomina Komposita
Ein dazu passender Bildband: Bildband Komposita
WORTFINDUNGSSTÖRUNGEN
Wortfindungsstörungen bei Aphasie werden häufig mit Bildern behandelt. Das ist ein Problem, weil Störungen des Wortabrufs gar keinen semantischen Hintergrund haben müssen, sondern mit der
lexikalisch-phononologischen Wortform zusammenhängen können. Ein solcher lexikalisch-phonologischer Hintergrund ist sogar typisch für aphasisch bedingte Wortfindungsstörungen und unterscheidet
diese von kognitiv bedingten Wortfindungsstörungen. Man benötigt deshalb für die Behandlung von Wortfindungsstörungen bei Aphasie nicht nur Bilder, sondern auch Material zum
lexikalisch-phononologischen Wortabruf.
In unserem Verlagsprogramm finden Sie dazu den Therapieband: BILEX
Dazu passend bieten wir ein diagnostisches Verfahren zur Unterscheidung zwischen semantischen und formal-lexialischen Wortfindungsstörungen an: BIWOS